Alternative Finanzierungsformen – Crowdfunding, Crowdinvesting & Factoring

Benötigen Unternehmen Kapital, z. B. für die Finanzierung von Investitionen oder das Wachstum, war früher der klassische Bankkredit der Hausbank der in der Regel eingeschlagene Weg. Allerdings hat sich der Finanzmarkt in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt.


Nicht erst seit den Krisen in den vergangenen ein bis zwei Jahrzehnten ist es gerade für den Mittelstand deutlich schwieriger, auf klassische Bankkredite zurückzugreifen. Denn die Banken achten immer stärker auf stimmige Bilanzrelationen, wie z. B. eine zufriedenstellende Eigenkapitalquote. Da ist es gut, dass sich im Finanzsektor neue Möglichkeiten durch alternative Finanzierungsformen entwickelt haben. Wir geben Ihnen einen Überblick.

Welche alternativen Finanzierungsformen gibt es?

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Quelle: bigstock.at (2129888)

Neben den klassischen Bankkrediten gibt es heute viele alternative Finanzierungsformen, um den Finanzbedarf von Unternehmen in verschiedenen Entwicklungsphasen sowie für unterschiedliche Ziele wie Investitionen oder Vorfinanzierung zu decken. Viele der modernen alternativen Finanzierungsformen greifen hierbei auf die Crowd zurück. Es handelt sich hierbei also um eine Schwarmfinanzierung, bei der nicht ein Kreditgeber, sondern eine ganze Reihe von Kreditgebern (in der Regel Privatpersonen) zusammen den Finanzbedarf eines Unternehmens decken. Wir stellen Ihnen einige ausgewählte alternative Finanzierungsformen vor.

Crowdfunding

Beim Crowdfunding werden über darauf spezialisierte Plattformen wie Kickstarter konkrete Produkte und Projekte finanziert. Diese werden von den Unternehmen vorgestellt und mit einem Finanzierungsziel ausgestellt. Privatpersonen können dann bei Interesse in die entsprechenden Ideen und Produkte investieren und erhalten eine sachliche oder ideelle Gegenleistung. Meist bekommen die Investoren einer Crowdfunding-Kampagne für Produkte diese dann nach einer erfolgreichen Finanzierung und Produktion die entsprechenden Produkte zugeschickt. Hierbei investiert jeder Crowdfunder in der Regel eher geringe Beträge, sodass die Teilnahme und das Investment quasi für jeden möglich sind.

Nicht selten entwickelt sich um Crowdfunding-Kampagnen mit guten und neuartigen Ideen ein Hype und die zu erreichende Summe als Ziel der Kampagne wird um ein Vielfaches überschritten. Bei schlechten Ideen enden Kampagnen aber auch oft ohne nennenswertes Investment, das Finanzierungsziel wird also nicht erreicht und das Crowdfunding scheitert. Möchten Sie mehr Informationen zu Crowdfunding erfahren, schauen Sie auf der verlinkten Seite vorbei.

Näheres finden Sie auch auf www.crowdfunding.at.

Crowdinvesting

Beim Crowdinvesting, auch equity-based Crowdfunding genannt, erwerben die Investoren einen Anteil an einem Unternehmen. Hierbei geht es also um die Finanzierung eines Unternehmens und nicht um die eines Produktes, wie es beim Crowdfunding der Fall ist. Die Rendite der Investoren ist vom Erfolg des Unternehmens abgängig. Über sie werden die Investoren an den Gewinnen oder einer Wertsteigerung des Unternehmens beteiligt. Es gibt aber auch das Risiko eines Totalverlustes. Das Crowdinvesting ist eine Alternative zum Kapital von Wagniskapital-Gesellschaften, die vor allem bei jungen und innovativen Start-ups zum Einsatz kommen. Aber auch in anderen Bereichen wie Immobilienprojekten ist Crowdinvesting mittlerweile vertreten.

Diverse Crowdinvesting-Plattformen in Österreich finden Sie auf der Website der Wirtschaftskammer Österreich (wko.at).

Crowdlending

Beim Crowdlending treten Privatpersonen als Kreditgeber auf. Sie geben einem Unternehmen einen Unternehmenskredit, erwerben hierbei allerdings keine Anteile an der Firma. Wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist zudem, dass es keiner dinglichen Sicherheiten seitens des Kreditnehmers bedarf. Es reichen in der Regel Unterlagen wie Jahresabschlüsse, betriebswirtschaftliche Auswertungen sowie eine persönliche Bürgschaft. Damit ist das Crowdlending vor allem für junge mittelständische Unternehmen geeignet, die zwar solide Geschäftszahlen, aber noch nicht wirklich viel Sachkapital aufweisen können. Zudem ist der Kredit durch Crowdlending nicht zweckgebunden.

Für Anleger lohnt sich diese Form der Schwarmfinanzierung, da es ihnen die Möglichkeit bietet, das vorhandene Kapital auf eine einfache Weise in eine größere Anzahl von Unternehmen zu investieren. So kann das Risiko gestreut werden. Zudem erhalten sie Rendite in Form von Zinsen auf das verliehene Kapital. Die Rückzahlung erfolgt entweder in Raten oder zu einem späteren Zeitpunkt auf einen Schlag.

Wofür sind diese Finanzierungsformen geeignet?

Generell unterscheiden sich die Einsatzmöglichkeiten der einzelnen alternativen Finanzierungsformen durchaus. Welche Finanzierungsform für ein Unternehmen die richtige ist, liegt primär im Ermessen des Unternehmens selbst. Allerdings sollte hierbei immer berücksichtig werden, ob die Ziele des Unternehmens mit der jeweiligen alternativen Finanzierungsform vereinbar sind. Somit stellt sich vor allem die Frage, ob sich die Unternehmensziele wie Unabhängigkeit des Unternehmens, Liquidität, Wachstum oder Sicherheit mit dem gewählten Finanzierungsinstrument realisieren lassen?

Zudem ist natürlich auch die Frage zu klären, für welchen Zweck die frischen Finanzmittel benötigt werden. Während einige alternative Finanzierungsmöglichkeiten z. B. für den Kauf von Immobilien eingesetzt werden können, geht es bei anderen eher um die zweckgebundene Finanzierung der Entwicklung und Produktion sowie dem erfolgreichen Marktstart von neuen Produkten. Möglichkeiten können die Wachstumsfinanzierung, die Investitions- und Akquisefinanzierung und die Projektfinanzierung sein. Entscheiden Sie sich deshalb für eine alternative Finanzierungsform, die für die jeweiligen Zwecke einsetzbar und damit kompatibel sind.

Welche Alternativen gibt es für den Mittelstand?

Gerade für den Mittelstand bieten sich die drei neuen Arten der Außenfinanzierung über den Schwarm an: das Crowdfunding, das Crowdinvesting und das Crowdlending. Alle drei alternativen Finanzierungsformen für den Mittelstand haben wir Ihnen weiter oben bereits kurz vorgestellt. Sie bieten alle den Vorteil einer Unabhängigkeit von einzelnen Kreditgebern wie eben klassischen Banken. Stattdessen wird das benötigte Kapital von vielen Privatpersonen aufgenommen. Je nach Ziel und Zweck der Finanzierung unterscheiden sich die verschiedenen Schwarm-Finanzierungsmethoden, wie wir Ihnen ebenfalls oben dargelegt haben.

Zusätzlich zu den drei genannten Crowd-Finanzierungsmethoden sind auch das Leasing sowie das Factoring eine beliebte Finanzierungsform. Beide stellen wir Ihnen nachfolgend ebenfalls vor.

Factoring

Factoring stammt ursprünglich aus den USA. Es ist seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts auch in Deutschland zum Einsatz. Hierunter versteht man den fortlaufenden Verkauf von kurzfristigen Geldforderungen aus Waren- oder Dienstleistungen. Diese tritt das Unternehmen gegenüber seinen Abnehmern an ein anderes Unternehmen ab. Die Factoring-Firma treibt dann wiederum die Forderungen beim Schuldner ein. Dies kann unterschiedliche Vorteile haben. Vor allem profitieren primär mittelständische Unternehmen von der Absicherung vor Forderungsausfällen durch die Factoring-Firma. Somit sind sie gegen Zahlungsausfälle seitens seiner Debitoren abgesichert.

Weitere Informationen finden Sie unter https://www.intermarket.at/de/factoring/was-ist-factoring.

Leasing

Leasing kennen sicherlich viele aus der Automobil-Branche. Aber auch in anderen Bereichen hat sich Leasing als alternative Finanzierungsform vor allem bei mittelständischen Unternehmen durchgesetzt. Es ist eine echte Alternative zum Bankkredit. Unter Leasing versteht an die Überlassung eines Investitionsgutes zum Gebrauch über einen vereinbarten Zeitraum gegen die Zahlung von festgelegtem Entgelt. Damit ist es ähnlich wie die Miete.

Leasing-Verträge unterscheiden sich aber von Mietverträgen, da diese über die reine Gebrauchsüberlassung des Leasing-Gegenstandes hinausgehen. Üblicherweise in den Verantwortungsbereich des Vermieters fallende Aufgaben werden beim Leasing auf den Leasingnehmer übertragen. Diese zusätzlichen Pflichten können z. B. Wartungs- oder Instandsetzungsleistungen sowie Reparaturen oder Versicherungen sein.

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